Lichtenberger Unternehmen setzen nach wie vor auf Ausbildung

Das Thema Ausbildung ist für einen Großteil der Unternehmen im Bezirk nach wie vor von großer Bedeutung. Bestätigt wird dies auch durch eine Umfrage der Koordinierungsstelle Jugend in Arbeit Lichtenberg, die jetzt vorgelegt wurde.

Hintergrund / Motivation

Die Gründe für die Durchführung von Interviews durch die Koordinierungsstelle Jugend in Arbeit lagen darin, herauszufinden wie die Erfahrungen Lichtenberger KuKs bzw. KMUs mit Jugendlichen in Ausbildung, dem Umgang der Politik, der Verwaltung und den Kammern mit dem Thema Ausbildung – insbesondere der Öffentlichkeitsarbeit hinsichtlich unbesetzter Ausbildungsstellen ist.

Vorbereitungen / Zielgruppenidentifikation

Im Vorfeld der Interviews setzte sich die Koordinierungsstelle Jugend in Arbeit mit Qualität und Umfang der Befragung von KMUs auseinander. Hierbei wurde sich dafür entschieden, nach terminlicher Abstimmung und entsprechendem Interesse des jeweiligen Unternehmers ein Leitfadengestütztes Gespräch vorzugsweise in den Räumlichkeiten der KMUs in Lichtenberg durchzuführen. Der hierfür entwickelte Gesprächsleitfaden umfasst 12 Fragen rund um Ausbildung und Auszubildende. Weitere Fragen ergaben sich meist aus den Gesprächen. Als Kerngebiete der Befragung entschied sich das Team der Koordinierungsstelle JiA für das Industriegebiet Plauener Straße sowie für Unternehmen entlang der Siegfriedstraße vereinzelt auch in Karlshorst und der Weitlingstraße. Neben der Identifikation der Kerngebiete der Befragungen legte die Koordinierungsstelle gesonderten Wert darauf eine große Bandbreite der verschiedenen Branchen darstellen zu können.

Da auch Betriebe unter den Befragten waren, die nicht ausbildeten, nicht mehr ausbildeten oder (bspw. Aufgrund fehlendem Meister) keine Ausbildungsbefähigung hatten wurde hier der Fokus der Befragung auf die Erfahrungen mit Jugendlichen im Praktikum gelegt.

Interviewdurchführung

Die Interviewführung gestaltete sich wie folgt: Im Vorfeld fand eine telefonische Aquiese mit dem Ziel der Terminvereinbarung statt. Hierfür identifizierte die Koordinierungsstelle 74 verschiedene Unternehmen erstrangig in den oben beschriebenen Kerngebieten. Mit diesen Unternehmen fanden 138 telefonische Kontaktaufnahmen statt – inklusive nachfassen um einen Termin zu vereinbaren. Die Ergebnisse dieser Telefonate wurden protokolliert.

Es wurden insgesamt 52 Interviews geführt, wobei aufgrund der vorherigen Terminvereinbarung immer ein entsprechendes Zeitfenster seitens des Unternehmens zur Verfügung stand. Ein weiterer merkbarer Vorteil der im Vorfeld stattgefundenen Terminvereinbarungen waren Verbindlichkeit und Gesprächsvorbereitung der Interviewpartner. Weiterhin konnten wir ein großes Interesse an der Arbeit der Koordinierungsstelle feststellen. Wie die Zahlen belegen stießen wir mit dem  Thema Jugend in Arbeit größtenteils  auf interessierte Lichtenberger Unternehmerinnen und Unternehmer.

Die Dauer der Gespräche variierte von 30 Minuten bis 90 Minuten wobei sich die meisten Interviewpartner mehr als 60 Minuten Zeit für dieses Thema nahmen.

Die Gespräche wurden seitens der Koordinierungsstelle JiA zu größtenteils zu zweit geführt. Die Gründe hierfür waren, möglichst hohe qualitative Ergebnisse zu bekommen. Eine Person führte das Interview auf der Basis des Leitfadens durch, die zweite Person notierte sich zusätzliche Informationen die die Unternehmer gaben und stellte Fragen, die sich aus dem Kontext ergaben und im Interviewleitfaden nicht berücksichtigt waren. Bei der Auswertung der Interviews fand ein Austausch im Team über die Antworten und Ergebnisse statt.

Auswertung

Zur qualitativen und quantitativen Auswertung wurden die Ergebnisse in eine interne Datenbank eingegeben.  Hierbei wurden nicht nur die Fragen aus dem erarbeiteten Leitfaden berücksichtigt sondern auch zentrale Aussagen der Interviewpartner die sich aus dem Gespräch ergaben.

Die schrittweise Erfassung der Ergebnisse der Befragungen fanden regelmäßig nach den geführten Interviews statt, damit neben den notierten Antworten der KMUs möglichst wenig Eindrücke der Interviewer aus den Gesprächen verloren gingen.

Ergebnisse

Wie bereits kurz erwähnt legte das Team der Koordinierungsstelle JiA neben den zahlenmäßigen Ergebnissen einen hohen Wert auf die qualitative Durchführung und Auswertung der geführten Gespräche. So ergaben sich neben den zahlenmäßigen Erfassungen auch Kernaussagen einzelner bzw. mehrerer Unternehmer und Besonderheiten, die in die Ergebnisse einfließen sollten.

Zahlenmäßige Erfassungen

• nur 17 Unternehmen ohne Ausbildungsbefähigung
• hohe Gesprächsbereitschaft: 72 Unternehmen angerufen,  112 Telefonate geführt – 52 Interviews geführt
• 9 Unternehmen würden gern ausbilden,
• 12 Unternehmen möchten nicht mehr ausbilden
• 47 KMUs bieten ein Praktikum an = über 90% der Befragten
• 27 Unternehmer, also ein Großteil der Befragten hätte Interesse an einer Info-Veranstaltung zum Thema Ausbildung
• Ein Großteil der Befragten versteht sich als Familienunternehmen oder mit familienähnlichen Strukturen und sieht dies für den Ausbildungsprozess als Vorteil an
• Die mit Abstand wichtigsten Kriterien, die ein Jugendlicher mitbringen sollte sind 1. Motivation und Leidenschaft, 2. Zuverlässigkeit – alle weiteren Voraussetzungen wie Noten, EDV Kenntnisse etc. liegen weit dahinter. Vgl. Tabelle 1

Kernaussagen und Besonderheiten

• KMUs klagen über sinkendes Niveau der (potenziellen) Azubis
• Motivation der KMUs auszubilden: Für den eigenen Nachwuchs
• Motivation und Interesse fehlen bei vielen Jugendlichen
• Besonderheiten: studierte mit abgeschlossenem Studium bewerben sich um Ausbildungsplatz
• Kreislauf wer hat Schuld an fehlender Ausbildungsreife/Motivation: Eltern>Schule, Schule>Eltern, Eltern>Betrieb, Betrieb>Schule, usw.

Tabelle 1